United Kingdom Kunstmuseen

Museen Englands, die es wert sind, mit Kindern zu besuchen

"WIR WOLLEN Kinder von der Langeweile in Museen befreien". Mit diesen Worten drückte Madeleine Mainstone, Leiterin der Bildungsabteilung am Victoria und Albert Museum im Londoner Stadtteil Kensington, das Ziel aus, das viele Museen und Galerien verfolgen und versuchen, mehr Kinder in ihre Räumlichkeiten zu locken.

„Victoria und Albert" ist die reichste Schatzkammer der bildenden Künste, aber gerade die Pracht und Vielfalt der Museumsexponate kann einen jungen Besucher, der zum ersten Mal ins Museum kommt, schnell sättigen und verwirren. "Wenn man ein Kind auf das vorbereitet, was es sehen wird, und erklärt, warum es das sehen muss", sagt Madeleine Mainstone, "kann man ihm Selbstbildungsfertigkeiten vermitteln". Und dieser Prozess kann bereits im Alter von vier Jahren beginnen, wenn man die richtige Atmosphäre für die Entwicklung der Neugier schafft. Zu diesem Zweck organisiert das Museum zweimal im Jahr, während der Weihnachts- und Osterferien, spezielle Kinderzirkel — einen für Kinder unter 10 Jahren und einen anderen für ältere Kinder. Es ist schön anzusehen, wie Kleinkinder mit Enthusiasmus die Grundlagen der Kunstwissenschaft meistern und sich mit den besten Beispielen der Töpferkunst vertraut machen — persischen Tellern, florentinischen Krügen, chinesischen Tassen.

„Passt diese Zeichnung gut zur Form des Krugs?" „Was ist hier um den Rand des Tellers gezeichnet?" „Ist es gut oder schlecht, Ihrer Meinung nach, dass auf dem Boden dieser Schale ein Schiff gezeichnet ist?" Solche Fragen bringen Kinder dazu, über elementare ästhetische Probleme nachzudenken, und nach der Diskussion wählt jedes Kind irgendeinen Gegenstand aus und macht Skizzen davon.

Solche Ferienzirkel sind noch ein Schritt vorwärts in der Entwicklung des vom Museum durchgeführten Bildungsprogramms. Sie ergänzen die Samstagsstunden mit Kindern, die vor etwa 11 Jahren begannen. Zwei Schullehrer beschäftigen sich mit Kindern (im Alter von sieben bis elf Jahren), zeigen ihnen, wie man Gegenstände beobachtet und bewertet, und stimulieren ihre kreativen Fähigkeiten. Zusätzliche Stunden können verschiedene Formen annehmen: Diskussion mit Fragen und Antworten, Amateurprojekte, Zeichnen, Malen, Papierschneiden, Spiele zum Sortieren von Gegenständen oder — für Kleinkinder — das Spiel „wer findet zuerst den Gegenstand".

In einem speziellen Raum gibt es alle notwendigen Materialien — Buntstifte, Scheren, Farbpapier, Kleber usw. Kindern ist es sogar erlaubt, einige der Museumsexponate in die Hand zu nehmen und zu betasten. Madeleine Mainstone sagt: „Wir streben danach, Kindern die taktile Wahrnehmung von Form und Textur beizubringen... Das zeigt ihnen anschaulich, dass Künstler und Handwerker dieselben Materialien verwenden, mit denen sie selbst in der Schule arbeiten."

Die bekannte Whitechapel Art Gallery im Londoner East End lädt Jugendliche von 12-18 Jahren samstags und während der Ferien in die Werkstatt ein, die sich in der „Oberen Galerie" befindet. Während sie so viel und wie sie wollen arbeiten, entdecken junge Künstler neue Wege zur Verwirklichung ihrer Fähigkeiten und beherrschen neue Materialien und künstlerische Techniken. "Wir versuchen, die Hilfe für Kinder bei ihrer Arbeit zu minimieren und geben ihnen nur Ratschläge, wenn sie selbst darum bitten", sagt Eileen Graham, eine ehemalige Zeichenlehrerin und jetzt Leiterin der Oberen Galerie.

England verlangt von Kindern den Wunsch, ihr Talent zu entwickeln und die Bereitschaft, sich eine kreative Aufgabe zu stellen und zu versuchen, sie zu erfüllen. Nach der sich ständig ändernden Ausstellung von Zeichnungen, Gemälden, Collagen, Linoldrucken, Skulpturen, Töpferwaren usw. zu urteilen, erfüllen sich die Erwartungen der Organisatoren.

Im selben East End befindet sich das Geffrye Museum, das vor 25 Jahren erstmals begann, Bildung in der Freizeit zu verbreiten. Das Museum befindet sich in einem alten Ensemble miteinander verbundener Gebäude (einst war dort ein Armenhaus) und besitzt eine Reihe von Zimmern, die im Stil verschiedener Epochen — vom XVI. Jahrhundert bis heute — eingerichtet sind.

Täglich während der Schulferien füllt sich das Museum mit Kindern. Jungen und Mädchen wandeln durch die Säle mit Stiften und Notizblöcken in den Händen, lernen über das Leben in vergangenen Jahrhunderten, darüber, wie sich Menschen kleideten, welche Möbel sie hatten, welche Werkzeuge sie benutzten; sie lernen anschaulich die Lebensumstände berühmter Menschen kennen.

Jeder Schüler erhält beim Eintritt ein Blatt mit einer Aufgabe, die unter Berücksichtigung des Alters und der Hauptinteressen der Kinder zusammengestellt wurde. So kann die Aufgabe beispielsweise darin bestehen, einen Aufsatz zu beenden oder ein Bild zu vervollständigen, wobei das Kind finden muss, was genau im Aufsatz oder Bild fehlt. Oder ihm wird vorgeschlagen, verschiedene Arten von Küchengeschirr aufzuschreiben, das über mehrere Jahrhunderte verwendet wurde. Oder er muss ein Kreuzworträtsel beantworten, das das Geschichtswissen prüft. Schließlich kann es für fünfjährige Kinder nur ein leeres Blatt Papier für Skizzen sein. Den kleinen Forschern kommen am Museum arbeitende Lehrer zu Hilfe; es gibt Tafeln mit den benötigten Informationen sowie einen Lesesaal.

Jüngere Kinder (bis 11 Jahre) besuchen das Museum morgens, und ältere Kinder — nach dem Mittagessen. Neben dem Geschichtsstudium können sie ihre Kräfte im Drucken von Mustern mit der Siebdruckmethode unter Anleitung von Experten versuchen. Ein Lehrer trug eine schöne blau-grüne Krawatte: „Steven hat sie gestern gemacht; er ist 12 Jahre alt." Am Museum gibt es ein Atelier und eine Werkstatt, wo Kinder sich mit Zeichnen und Malen, Töpferei, Modellieren, Weben, Puppenherstellung, Musik, Korbflechten beschäftigen können. Sie kleiden sich in historische Kostüme oder machen sie selbst.

In einem südöstlichen Vorort Londons befindet sich noch ein bekanntes Museum, das besondere Möglichkeiten für Kinder bietet. Es heißt Horniman Museum nach seinem Gründer und teilt sich in drei Abteilungen — ethnografische, Geschichte der Musikinstrumente und Naturwissenschaften. Samstags und während der Schulferien beschäftigen sich Kinder in Zirkeln, die diese drei Wissenschaftsbereiche umfassen, versuchen ihre Kräfte in verschiedenen Künsten und Handwerken. Ihnen ist erlaubt, einige Exponate in die Hand zu nehmen und zu betrachten. Kürzlich wurde am Museum ein spezielles Labor geschaffen, ausgestattet mit Tonaufnahme- und Fernsehgeräten, die auch den Schülern zur Verfügung stehen.

Sogar Museen, die keine ständigen Programme für Kinder haben, lassen sie nicht ohne Aufmerksamkeit. Das berühmte Wissenschafts- und Technikmuseum in Kensington veranstaltet für sie spezielle Zyklen von Weihnachtsvorlesungen. Im Museum gibt es eine „Kindergalerie", wo Schüler selbst Arbeitsmodelle von Maschinen und Geräten ein- und ausschalten können, die verschiedene wissenschaftliche Prinzipien illustrieren.

Alle diese Veranstaltungen werden selbstverständlich völlig kostenlos organisiert, zusätzlich zu den überall bestehenden Möglichkeiten für Gruppen-Schulexkursionen. Sie sind zweifellos sehr nützlich für jeden jungen Forscher, der sich auf einen intellektuellen Weg auf der Suche nach neuem Wissen begibt.