Maria Santi:
Warum Mona Lisa? Automatische übersetzen

„Die Gioconda“ im Louvre wimmelt von Touristen. Und „Heilige Familie“ von demselben Autor ignorieren sie. „Johannes der Täufer“ ist erotischer, „Heilige Familie“ mysteriöser. Aber nach Leonardos Tod war es „Gioconda“, in die sich der französische König Franz I. verliebte. Er war ein mächtiger, einflussreicher Mann. Er schätzte den Künstler sehr. Sein berühmtestes Porträt des Monarchen hat das Lächeln der Mona Lisa. Der König hängte Leonardos Werk im Badezimmer auf – ein geschlossener VIP-Club, den nur der engste Kreis besuchte. Und so begannen sie, massenhaft Kopien davon zu bestellen.

Interessanterweise wurde zu jener Zeit die Erotik in ihr hervorgehoben. In den Kopien wurde die Schönheit oft mit nackten Brüsten abgebildet. Die Dichter des 19. Jahrhunderts, die die femme fatale Mona Lisa lobten, würden sie wahrscheinlich nicht unter Leonardos anderen Werken auswählen. Es ist einfacher, gehört zu werden, wenn man über das Populäre spricht.

Jetzt ist es in Russland prestigeträchtig, alpinen Skisport zu mögen, während unter Jelzin jeder Tennis wählte. „Das Prestige“ wird nicht durch ein Referendum von allen Teilnehmern des Prozesses gewählt, sondern ist ein sichtbarer Teil des Phänomens der Macht, folgt dem großen Geld.

Über „Black Square“ wird gesagt, dass sein einziger Wert die Tatsache ist, dass es in einem Museum steht. Aber es ist die gleiche Geschichte mit Werken von hohem handwerklichen Niveau.

Ein Großteil des Problems der Ästhetik würde sich nicht stellen, wenn Kunst noch im Kreis einer Klassenaristokratie existieren würde: Besitzer von Gemälden, die vergleichen und auswählen. Ein Großteil der philosophischen Reflexion über Kunst ist ein Versuch, Menschen, die sie nicht brauchen, einen Sinn in der Kunst zu vermitteln.

Ein kulturelles Gemeingut? Können Sie Ihren Anteil daran einfordern? Das Gemälde gehört immer noch der Person, die es gekauft hat. Wir können es betrachten, aber wir sind machtlos, darüber zu verfügen. Und in Antiquitätenläden sind berühmte Meister der Vergangenheit teurer als vergessene.

In Vorlesungen sind die Leute erstaunt, wenn sie erfahren, dass es weit mehr als vier große Maler der Renaissance gibt. In ähnlicher Weise bin ich überrascht, wenn ich erfahre, dass es so brillante Physiker wie Einstein aus dem zwanzigsten Jahrhundert gibt. Ich frage misstrauisch: „Warum sind sie nicht so bedeutend?“.

In der Malerei ist das, was beliebt ist, oft auch das, was gefällt. Und die Menschen sind dafür empfänglich, auch wenn sie es kaum zugeben. Franz I. auf dem Porträt ist breitschultriger, als es anatomisch möglich ist. Es sind die Hände eines Kriegers, aber sie sind so anmutig wie die Hände einer Balletttänzerin. Die Gesichtshaut ist so glatt wie Eierschalen. „Erhaben“, „schön“, „göttlich“ – solche Epitheta sind bei der Beschreibung des Porträts angebracht, da es, wie die Kunst im Allgemeinen, eine Form der Schmeichelei ist.

Leonardo hatte Glück. Zu gegebener Zeit rettete ihn Franz I. vor der Armut. Und Jahrhunderte später werden seine Manuskripte von Bill Gates gekauft.

Was soll das alles? Man hat das Recht, berühmte Werke zu lieben oder ihnen gegenüber gleichgültig zu sein und trotzdem schlechte moderne Künstler zu verehren.

Maria Santi

• Gemälde der Mona Lisa