Malevitj Running Man 1932-34 Oil on canvas (79 x 65 cm.) Mus Kazimir Malevich (1879-1935)

Beschreibung eines Gemäldes von Kasimir Malewitsch Der laufende Mann

LAUFEN. MOTION. BEHANDLUNG.

Im Vordergrund ein laufender Mann, kein Gesicht, keine Schuhe...

Im Hintergrund eine Landschaft mit einem sehr niedrigen Horizont mit zwei Häusern und einem Schwert, das auf einer Halbkugel und einem orthodoxen Kreuz ruht. Der Himmel ist düster mit schwerelosen Wolken.

Die dritte Ebene wird durch mehrfarbige Streifen in den Farben Rot, Schwarz, Grün, Weiß und Gelb dargestellt, auf deren Grundlage die im Gemälde dargestellte Welt aufgebaut ist.

Die dominante Kombination von Rot, Weiß und Schwarz auf einer großen Fläche von düsterem Ultramarin schafft eine dramatische, man könnte auch sagen tragische, Atmosphäre. Das Gemälde ist sehr komplex in seiner Interpretation, aber gleichzeitig wird es sehr deutlich, wenn man mit dem historischen Hintergrund der Zeit vertraut ist.

Es gibt eine Theorie, die besagt, dass es die Reaktion der armen Bauern auf die Politik der Behörden gegenüber den Einheimischen darstellt. Es gibt auch die Theorie, dass es eine schwierige und tragische Periode in der Biographie des Künstlers darstellt, als das Kulturinstitut, das den Künstler leitete, in Leningrad geschlossen wurde.

Und es gibt auch eine Art historische Interpretation des Werks des Künstlers als eine Art Vorahnung oder Planung einer Reise nach Westeuropa.

Das Gemälde zeigt die wichtigsten Meilensteine seines Werks: Suprematismus wird mit horizontalen Streifen von Land gezeigt, Ungegenständlichkeit wird mit flachen Häusern in der Nähe des Horizonts gezeigt, das Kreuz erinnert uns an seine Arbeit mit der Poetik der Orthodoxie, und das Thema des Mannes ist eine bäuerliche Serie, und natürlich das Fehlen eines Gesichts der Figur im Bild ist eine Reihe von "Zielen".

Aber das Wichtigste, was die Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist eben der "laufende" Mann. In Malewitschs Werk gibt es sonst niemanden, der rennt. Warum rannte der Bauer, dessen Bild von Malewitsch immer als monumental stehend dargestellt wurde, davon? Und hier lohnt es sich, auf die Bewegungsrichtung der Figur zu achten - sie läuft von rechts nach links. Und die europäische Kultur schreibt dem Betrachter vor, Bilder von links nach rechts zu betrachten.

Malewitsch verstößt hier gegen den in der Malerei üblichen Vektor und lenkt so die Aufmerksamkeit auf den Prozess des Laufens selbst. Und Bewegung im Suprematismus bedeutet Verbindung mit dem Unirdischen und Kosmischen. Das Gemälde handelt also von den geistigen Bewegungen der Zeit.

Malewitsch, der aus dem ukrainisch-polnisch-weißrussischen Grenzgebiet stammte, wusste schon immer: Ein senkrecht in eine Kugel gestoßenes Schwert bedeutet ein militärisches Grab mit dem Lob des Heldentodes, aber auch die höchste Macht und den Triumph der Kraft des Geistes. Und die Verwandlung des Schwertes mit der Kugel in ein orthodoxes Kreuz in Malewitschs Gemälde spricht vom fliegenden Übergang des weltlichen Lebens in das geistliche Leben, von der Verschmelzung von Geschichte und Mythologie. Die Tatsache dieser Veränderung wird durch die Veränderung der Größe - von einem kleinen Schwert zu einem großen Kreuz - hervorgehoben.

Das ganze Bild ist eine Prophezeiung der Zukunft des Bauerntums oder vielmehr des Fehlens einer solchen Zukunft.

ERRETTUNG DURCH FLUCHT. MIT DEM KREUZ IN EINE ANDERE WELT. ERLÖSUNG IN DER SPIRITUALITÄT.