vrubel muse 1896 Mikhail Vrubel (1856-1910)

Gemälde "Die Muse" von Mikhail Vrubel

Mikhail Vrubel ist ein markanter Vertreter des russischen dekorativen Jugendstils, seine Werke werden immer noch zweideutig wahrgenommen, lassen aber niemanden gleichgültig. Die Art und Weise der bewussten Dekoration, die die Leinwand nicht einfach mit großen Pinselstrichen, sondern mit vielfarbigen, manchmal inkongruenten Farbkristallen füllt, die besonders durch seine lange, emotionsgeladene Arbeit für Theaterstücke mit ihrer besonderen Bildplastik beeinflusst wurde, die oft bewusste oder zufällige Hingabe an das Gefühl der Unvollständigkeit der Bilder - all dies regt die Phantasie und die Gefühle des Betrachters an und schafft in jedem Menschen seine eigene außergewöhnliche Vorstellung über die Absicht des Autors, über den Ursprung jedes Bildes.

Einen besonderen Platz in Vrubels Werk nehmen weibliche Figuren ein, die aus literarischen Werken oder aus der Fantasie des Autors auf die Leinwand übertragen werden. Seine Muse war stets seine geliebte Nina Zabel, und Vrubels Kreationen haben ihr unregelmäßiges, länglich-ovales Gesicht, ihre großen Augen und ihre zarten, sinnlichen Hände geerbt.

Die Muse, gemalt 1896, wirkt ebenso rätselhaft und seltsam. Smaragdgrüne, riesige Augen, ein roter Lockensturm, der über den Rand der Leinwand hinausgeht, faszinieren und machen gleichzeitig misstrauisch, als ob diese unheimliche Kreatur ein wichtiges Geheimnis kennt. Doch ihr detailreiches Kleid, die nervösen langen Finger und die Armlehne eines alten Stuhls verraten ihre verletzliche irdische Herkunft, und das blasse Gefolge einer schwindenden Herbstnatur unterstreicht die quälende Suche eines wahren Künstlers, die Vergänglichkeit des Daseins und die unbesiegbare Ewigkeit von Schönheit und Kunst.