Stephen Wilkes. Tag und Nacht
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с 19 Декабря
по 12 АпреляМузей современного искусства Эрарта
Васильевский остров, 29-я линия, д.2
Санкт-Петербург
Das Erarta Museum präsentiert eine Ausstellung des renommierten amerikanischen Fotografen Stephen Wilkes, der hyperrealistische Fotografien schafft, in denen Raum und Zeit buchstäblich in exquisiten Details erkennbar sind.
Seit Stephen Wilkes 1983 sein eigenes Fotostudio in New York eröffnete, hat sich seine Arbeitsweise stetig weiterentwickelt. Diese Entwicklung gipfelte in dem bahnbrechenden Projekt „Tag und Nacht“, das Dokumentar-, Landschafts- und Kunstfotografie vereint. Werke aus diesem Projekt sind in der Ausstellung zu sehen. Ausgangspunkt war seine Zusammenarbeit mit dem renommierten Filmregisseur Baz Luhrmann.
1996 erhielt Wilkes, spezialisiert auf Werbe- und Featurefotografie für Magazine, vom amerikanischen Magazin LIFE den Auftrag, ein Gruppenporträt der Besetzung und Crew von Luhrmanns „Romeo + Julia“ zu erstellen. Am Set angekommen, stellte Wilkes fest, dass es sich um einen kleinen, quadratischen Innenhof handelte. Aufgrund der damaligen technischen Möglichkeiten war ein Panoramafoto aller Beteiligten nur durch die Collage von 250 Einzelaufnahmen möglich. Da er bemerkte, dass sich Leonardo DiCaprio und Claire Danes, die in der Mitte des Sets für ihn posierten, auch in einem an der Wand hängenden Spiegel spiegelten, hielt der Fotograf ihren Kuss in der Spiegelung als letzte Aufnahme fest. Zurück in seinem Studio fügte Wilkes die entstandenen Bilder manuell zusammen und erkannte, dass er in dem fertigen Werk nicht nur einen einzelnen Moment, wie üblicherweise in der Fotografie, festgehalten hatte, sondern den gesamten, stundenlangen Drehprozess, einschließlich der Umarmung der Figuren am Set und ihres Kusses im Spiegel. Die Idee, die damals entstanden war, konnte der Autor erst Jahre später vollständig verwirklichen, als die Entwicklung der Digitalfotografie es ermöglichte, die Ereignisse eines ganzen Tages oder sogar eines längeren Zeitraums in einem einzigen Bild zu vereinen.
Die Serie „Tag und Nacht“ begann 2009. Jedes Foto ist das Ergebnis akribischer Planung und immenser Selbstdisziplin. Nachdem er einen geeigneten Ort ausgewählt und alle notwendigen Genehmigungen eingeholt hat, mietet Wilkes einen Baukran oder eine Hubarbeitsbühne und verbringt 15 bis 30 Stunden in einer Höhe von etwa 15 Metern, um zahlreiche Aufnahmen aus demselben Blickwinkel zu machen. Nachdem er über tausend „magische Momente“ (wie er es nennt) eingefangen hat, beginnt er mit der aufwendigen Bearbeitung der Einzelaufnahmen und fügt sie mithilfe digitaler Technologie zu einem einzigen Bild zusammen. Dieser Prozess kann mehrere Monate dauern. Wilkes erklärt: „Das Projekt ‚Tag und Nacht‘ vereint alles, was ich an der Fotografie liebe. Es umfasst Landschafts- und Reportagefotografie, die Arbeit mit Farbe, Perspektive, Maßstab, Architekturdenkmälern und – vor allem – Geschichte.“
Geschichte war für Stephen Wilkes schon immer eine starke Inspirationsquelle. Eine seiner frühen Serien widmet sich insbesondere historischen Stätten. Sie umfasst Fotografien verlassener Krankenhausgebäude auf Ellis Island, in denen einst Einwanderer bei ihrer Ankunft in den Vereinigten Staaten untergebracht waren. Diese historischen Einwanderungsgebäude, durch die zwischen 1892 und 1954 fast zwölf Millionen Menschen reisten, werden derzeit restauriert: Wilkes’ Engagement trug dazu bei, sechs Millionen Dollar für die Restaurierung zu sammeln. Sein nächstes historisch bedeutsames Foto war ein ungewöhnlicher Bericht von der Amtseinführung von US-Präsident Barack Obama, die 2013 in Washington, D.C., stattfand. Beim Betrachten dieses Fotos fallen die großen Bildschirme auf, die üblicherweise solche Ereignisse übertragen, da sie jeweils unterschiedliche Momente festhalten: Hier verfolgen Michelle und die Kinder die Zeremonie, hier begrüßt der neu gewählte Präsident die Menge, hier leistet er den Amtseid und wendet sich anschließend an seine Landsleute. Interessanterweise fanden die Dreharbeiten von einer fünfzehn Meter hohen Scherenhebebühne aus statt, die sich als ziemlich instabil erwies: buchstäblich vor jeder Aufnahme musste Stephen seine Fußsohlen mit Industrieklebeband an der Plattform befestigen.
Wilkes’ Faszination für Geschichte spiegelt sich in einem weiteren Werk der Ausstellung wider: einem Panorama der historischen Regatta von Venedig aus dem Jahr 2015. Dieses farbenprächtige Ereignis findet jährlich statt, um an das Wasserspektakel zu erinnern, das 1489 die Eingliederung Zyperns in das venezianische Herrschaftsgebiet feierte. Damals wurden Regatten in einfache Wettbewerbe für Ruderer und Gondolieri sowie in sogenannte „Große Regatten“ unterteilt, die zu wichtigen religiösen und weltlichen Feiertagen ausgetragen wurden. Die Regatta von Venedig ist eine hochzeremonielle Wasserparade, die nach strengen, seit Jahrhunderten unveränderten Regeln abgehalten wird. Sie präsentiert historische Ruderboote und kostümierte Ruderer, die Bewohner der italienischen Seerepubliken der Vergangenheit – Pisa, Genua und Venedig – darstellen. Für diese Aufnahme wählte der Künstler einen erhöhten Standpunkt über dem Canal Grande in Venedig, nahe der Accademia-Brücke, sodass die Silhouette der Kirche Santa Maria della Salute im Hintergrund sichtbar ist.
Naturlandschaften spielen in der Serie „Tag und Nacht“ eine wichtige Rolle. Beispiele hierfür sind „Die große Juli-Schmelze“ (Grönland, 2019), „Grizzlybären“ (British Columbia, 2018), „Tulpen“ (Bergen, 2016), „Flamingos“ (Kenia, 2017) und „Serengeti-Nationalpark“ (Tansania, 2015).
Letzteres ist für Stephen besonders bedeutsam: Die afrikanische Fotosafari war für ihn ein zutiefst persönliches Erlebnis. Er wählte die Seronera-Region in der Nähe menschlicher Siedlungen anstelle der abgelegenen Gebiete des Nationalparks als Standort. Der Fotograf hatte sich zum Ziel gesetzt, die Tiere möglichst auf dem Höhepunkt ihrer Wanderung zu fotografieren. Wilkes verbrachte 26 Stunden in einem speziellen Versteck in fünf Metern Höhe, nahe einem Wasserloch. Der Standort war strategisch gewählt: Die seit fünf Wochen anhaltende Dürre hatte zahlreiche Tiere zum Wasserloch getrieben.
Das entstandene Foto ist in seiner geradezu biblischen Dimension beeindruckend. Tiere, die in der Savanne normalerweise verfeindet sind, sogar Raubtiere und ihre Beutetiere wie Löwen und Zebras, teilten sich friedlich den Lebensraum am Wasser, der für alle so kostbar geworden war. Trotz des begrenzten Raums griff niemand an oder versuchte, andere aggressiv zu vertreiben, wie man auf dem Bild sieht. Wilkes selbst erinnert sich: „…die Tiere knurrten sich nicht einmal an. Sie schienen etwas zu verstehen, was uns Menschen nicht selbstverständlich ist: Eine so kostbare Ressource wie Wasser muss mit allen geteilt werden.“ Das ungewöhnliche Format, das der Autor für die Serie „Tag und Nacht“ entwickelte, erlaubte es ihm, diese Idee so anschaulich wie möglich darzustellen. Stephen Wilkes sagt, dieses Fotoprojekt „bietet eine neue Sichtweise auf die Welt, indem es das Raum-Zeit-Kontinuum manipuliert und einen langen Zeitraum in einem einzigen Bild festhält.“
Über den Autor
Stephen Wilkes, einer der bedeutendsten amerikanischen Fotografen unserer Zeit, wurde 1957 in New York City geboren. 1980 schloss er sein Studium an der Syracuse University mit einem Bachelor-Abschluss in Fotografie und einem Nebenfach in Betriebswirtschaftslehre ab.
Stephen begann seine Karriere bei der renommierten Publikation National Geographic als Fotojournalist und Tierfotograf, interessierte sich später aber auch für andere Genres, darunter Architektur- und historische Fotografie sowie künstlerische Fotografie.
Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen und Erfolgen zählen unter anderem der Titel „Adweek Photographer of the Year“ (1992), der Alfred-Eisenstaedt-Preis (2000), die Auszeichnung „Fine Art Photographer of the Year“ bei den Lucie Awards (2004), die Aufnahme in die Liste der „Top 10 Fotos des Jahres 2012“ des Time Magazine, der Sony World Photography Award (2012), der Adobe Breakthrough Photography Award (2012) sowie der Prix Pictet Special Jury Award in der Kategorie „Verbrauchergesellschaft“ (2014). Wilkes ist Mitglied in den Vorständen mehrerer renommierter Organisationen, darunter die Syracuse University School of Public Affairs, der Beirat des Lola Goldring Arts Journalism Program und die gemeinnützige Organisation Save Ellis Island.
Neben seinen eigenen künstlerischen Projekten fotografiert Stephen weiterhin Werbung für die weltweit größten Agenturen und Konzerne. Zu seinen Kunden zählen Rolex, Apple, Netflix, Gallup, SAP, Capital One, Johnson & Johnson, DHL, American Express, Nike, Sony, Verizon, IBM, AT&T, OppenheimerFunds, Zillow und Honda.
Die Werke des Autors befinden sich in den Sammlungen des Museum of Fine Arts, Houston, des Museum of the City of New York, der Historic New Orleans Collection, des National September 11th Museum and Memorial, des James Fenimore Cooper Museum of Art, des George Eastman Museum, des James Michener Museum of Art, des Jewish Museum in New York, des Snaith Family Museum of Art, der Carl and Marilyn Thoma Art Foundation, der Library of Congress, des US-Außenministeriums, von Dow Jones sowie in zahlreichen Privatsammlungen. Seine Fotografien erschienen in führenden Publikationen wie dem New York Times Magazine, National Geographic, Sports Illustrated, Vanity Fair, The New Yorker, Time, Fortune, Travel + Leisure und Condé Nast Traveler.
Stephen lebt und arbeitet in Westport, Connecticut, und hat bereits mit der Holden Luntz Gallery (Palm Beach, USA), der Robert Klein Gallery (Boston, USA), der Monroe Gallery of Photography (Santa Fe, USA), der PhotoGallery (Halmstad, Schweden) und ARTITLEDcontemporary (Herpen, Niederlande) zusammengearbeitet.
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