The Last Supper Nikolay Ge (1831-1894)

Beschreibung des Gemäldes Das letzte Abendmahl von Nikolai Ge

Ge’s Gemälde Das letzte Abendmahl gilt heute als ein mächtiges Werk, das die spezifische Wahrnehmung des biblischen Mythos durch den Künstler widerspiegelt. In einem kleinen Raum mit hohen Decken und Steinwänden, in einem Haus in der Stadt Jerusalem, steht ein einfaches Sofa, auf dem Jesus mit gesenktem Kopf lehnt. Der junge Johannes steht zu seinen Füßen, während die anderen Apostel mit ihren Schultern hinter ihm stehen. Der grauhaarige Peter sitzt am Kopfende des Tisches. Hinter ihm sind mehrere andere undeutliche dunkle Gestalten zu sehen.

Rechts an der Wand befindet sich eine sehr starke Lampe, die die ganze Figur des Petrus (vor allem sein Gesicht), das weiße Tischtuch auf dem Tisch, den gebeugten Kopf Christi und die ängstlichen und verstörten Augen der Apostel sehr hell beleuchtet. Der Leuchter selbst ist nicht zu sehen: Er wird von der dunklen Silhouette des Judas (ein großer Mann mit Bart) verdeckt. Er steht uns gegenüber und die Figur wirft einen Schatten auf uns. Darin liegt eine biblische Symbolik: Moralisches und rechtschaffenes, aufrichtiges und maßvolles Licht, der Glanz von Güte und Weisheit erhellt den Tisch - eine künstlerische Personifizierung der Gemeinschaft der geistigen Nahrung für die Apostel. Dieses Licht erleuchtet Christus, die verwirrten Blicke der Apostel, die auf Judas gerichtet sind, es fällt auch auf Petrus, der die Pforten des Paradieses bewacht. Sie alle sind empört und verwirrt über die Tat von Judas, die sie vor dem Licht der Vernunft bewahrt hat. Nur Jesus ist ruhig und traurig. Er ist vor allem darüber betrübt, dass der Schatten der unersättlichen Gier so leicht über uns kommen kann. In dem Gemälde ist Judas die künstlerische Verkörperung der figurativen Unmenschlichkeit, die alles Helle und Schöne in der menschlichen Seele verdunkelt.

Nicolae Ge ist es gelungen, Leonardos Vorstellung von der unermesslichen Gier und dem Egoismus des Menschen auf seiner Leinwand darzustellen. Er war der Meinung, dass der Mensch, wenn er nicht durch das Gesetz eingeschränkt wird, jede Bestie an Grausamkeit, Unersättlichkeit und Barbarei um ein Vielfaches übertreffen wird.