Reading. Portrait of Sofia Nikolaevna Kramskoy (1840-1919), the artist’s wife Ivan Kramskoy (1837-1887)

Beschreibung des Gemäldes "Beim Lesen" von Ivan Kramskoi (1863)

Die Leinwand gehört zur frühen Schaffensphase des Künstlers, weist aber bereits viele seiner charakteristischen Merkmale auf, die den künftigen Stil des Malers bestimmen werden. Er porträtiert seine Frau, deren Ehe glücklich und harmonisch war. Kramskoy bewahrte sich seine Gefühle der Liebe, des Respekts und der Zuneigung für seine Frau über viele Jahre hinweg und malte oft ihre Porträts.

Die Leinwand zeigt eine bezaubernde junge Frau in einem schönen, modischen Kleid. Sie ist konzentriert, beugt sich über ein ziemlich großes Buch, ihre Miene ist ernst und ihre Haltung entspannt. Die Heldin stützt ihren Kopf mit einer Hand und stützt sich anmutig auf das Geländer. Der Zuschauer kann ihren Blick nicht sehen, der die Person zuweilen charakterisiert, aber man kann ihren Charakter erkennen. Kramskoy porträtiert ihre Zärtlichkeit, Sinnlichkeit und Sanftheit - alles Eigenschaften, die er an ihr schätzte. Aber das Bild verliert nicht seine Würde und geistige Kraft.

Die Komposition des Porträts ist recht plastisch gewählt: Die Hauptfigur sitzt im Garten oder im Park auf einer Steinbank vor dem Hintergrund des sich verdunkelnden Grüns der Bäume. Der Porträtmaler scheint sie heimlich angestarrt zu haben. Ihr hinreißendes weißes Kleid scheint als Kontrast zu diesem Hintergrund zu leuchten und wirft den tiefsten Schein auf ihr ruhiges, temperamentvolles Gesicht. Der Künstler achtet sorgfältig auf jedes Detail: Er stellt dunkles, glänzendes, lockiges Haar in einer eleganten Frisur, eine teure Brosche an ihrem Kleid und einen exquisiten Schal, der von ihren Schultern herabhängt, realistisch dar.

Der Künstler verwendet Pastellstifte, um seine Geliebte darzustellen, was dem Gemälde Leichtigkeit und Anmut verleiht. Die Art des Porträts kann als intim und privat bezeichnet werden. Auffallend an dem Bild ist ihre Stimmung, die es dem Künstler erlaubt, die Tiefe des geistigen Lebens seiner Heldin zu enthüllen. Die gesamte Erscheinung der Frau ist von einem unnachahmlichen, raffinierten Aristokratismus durchdrungen, der den Eindruck des Porträts noch verstärkt.