Symbolik mythologischer Szenen in der Kunst des alten Ägypten
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Die Kunst des alten Ägypten ist ein kraftvolles System visueller Bilder mit tiefer symbolischer Bedeutung. Mythologische Szenen, dargestellt in Tempeln, Gräbern, auf Papyri und Haushaltsgegenständen, enthielten wichtige Informationen über die Vorstellungen der Ägypter vom Universum, der göttlichen Ordnung und dem Leben nach dem Tod. Die Symbolik der ägyptischen Kunst entwickelte sich über Jahrtausende und schuf eine komplexe Bildsprache, die grundlegende religiöse und kosmologische Konzepte vermittelte. Eine Analyse dieser Symbole offenbart uns das komplexe Glaubenssystem der altägyptischen Zivilisation und ermöglicht uns ein tieferes Studium ihrer Weltanschauung.
Die Rolle von Symbolen im Weltbild der alten Ägypter
Symbole im alten Ägypten waren nicht nur dekorative Elemente oder künstlerische Mittel – sie bildeten eine komplexe Sprache, durch die die Kommunikation zwischen Menschen und Göttern erfolgte. In einer Gesellschaft mit relativ geringer Alphabetisierungsrate spielten visuelle Symbole eine Schlüsselrolle bei der Vermittlung religiöser Konzepte und mythologischer Geschichten. Dank der Universalität der symbolischen Sprache konnte selbst ein einfacher Bauer, der keine Texte lesen konnte, eine an einer Tempelwand dargestellte Geschichte „lesen“.
Ägyptische Künstler strebten selten danach, die Realität realistisch abzubilden. Viel wichtiger war ihnen die Vermittlung konzeptueller, symbolischer Inhalte im Zusammenhang mit religiösen Dogmen und Mythologie. Die Kanonizität der Bilder gewährleistete die Genauigkeit der Überlieferung heiliger Konzepte und ihre Unveränderlichkeit über die Jahrhunderte.
Symbolismus durchdrang alle Aspekte des ägyptischen Lebens, von monumentaler Kunst bis hin zu Alltagsgegenständen und Schmuck. Amulette in Form heiliger Symbole wurden zum Schutz vor bösen Mächten und Krankheiten getragen. Möbel, Spiegel, Kosmetikgefäße – alles war mit symbolischen Bildern verziert, die mit bestimmten Gottheiten oder magischen Kräften in Verbindung gebracht wurden.
Symbolismus spielte in der Grabkunst eine besonders wichtige Rolle, was angesichts des ägyptischen Glaubens an ein Leben nach dem Tod nicht verwunderlich ist. Die Wände der Gräber waren mit Szenen bedeckt, die die Reise der Seele durch das Jenseits zeigten, und Sarkophage waren mit Schutzsymbolen verziert, die den Verstorbenen helfen sollten, sicher die Felder von Ialu, das ägyptische Paradies, zu erreichen.
Kosmologie und die Ordnung des Universums in der ägyptischen Symbolik
Die altägyptische Sicht des Kosmos spiegelte sich in zahlreichen Symbolen und mythologischen Szenen wider. Zentraler Begriff war Maat, die göttliche Ordnung im Gegensatz zum Chaos. Die Göttin Maat, oft mit einer Straußenfeder dargestellt, verkörperte Wahrheit, Gerechtigkeit und kosmische Harmonie.
Das ägyptische Modell des Universums war eine geordnete Struktur, in der der Himmel (Göttin Nut) durch den Luftgott Schu von der Erde (Gott Geb) getrennt war. Diese in der Kunst oft dargestellte Szene veranschaulichte das grundlegende kosmologische Konzept der Trennung von Ober- und Unterwelt. Auch die Unterwelt, die Duat, hatte eine komplexe Struktur mit verschiedenen Regionen und Toren, durch die die Seele des Verstorbenen gehen musste.
Der Sonnenzyklus nahm in der ägyptischen Kosmologie einen besonderen Platz ein. Die tägliche Reise des Sonnengottes Ra auf seinem Boot symbolisierte die ewige Ordnung des Universums. Morgens wurde Ra im Osten als Khepri (oft als Skarabäus dargestellt) wiedergeboren, erreichte mittags als Ra den Zenit und stieg im Westen als Atum herab, um nachts eine gefährliche Reise durch die Unterwelt anzutreten.
Das symbolische Bild von Ben-Ben, dem Urhügel, der aus den Urwassern des Chaos Nun entstand, spiegelte ägyptische Vorstellungen von der Erschaffung der Welt wider. Dieses Symbol materialisierte sich in Form von Pyramidionen – pyramidenförmigen Steinen, die Obelisken und Pyramiden krönten. Der Obelisk selbst hatte auch eine tiefe kosmologische Bedeutung und symbolisierte die Sonnenstrahlen, die die Erde erreichen.
Die wichtigsten Symbole der ägyptischen Mythologie und ihre Bedeutung
Unter den vielen ägyptischen Symbolen hatten einige eine besondere Bedeutung und kamen regelmäßig in mythologischen Szenen vor. Solche Symbole wurden oft zu Gruppen zusammengefasst, um die magische Wirkung des Bildes zu verstärken.
Das Ankh ist eines der bekanntesten ägyptischen Symbole, ein Kreuz mit einer Schleife an der Spitze. Es symbolisierte Leben und Unsterblichkeit. In zahlreichen Fresken und Reliefs strecken die Götter das Ankh bis zur Nase des Pharaos und geben ihm symbolisch den Atem des Lebens. Manche Forscher assoziieren die Form des Ankh mit der Vereinigung männlicher und weiblicher Prinzipien und verbinden es mit der Fruchtbarkeit des Nils. Das Ankh wurde auch „Schlüssel des Nils“ genannt, was es mit den jährlichen Überschwemmungen des Flusses in Verbindung brachte, die den ägyptischen Ländern Leben gaben.
Die Djed-Säule symbolisierte Stabilität und Stärke. Sie wurde mit dem Gott Osiris in Verbindung gebracht und repräsentierte dessen Wirbelsäule. Dieses Symbol wurde oft auf Sarkophagen und Amuletten abgebildet, um den Verstorbenen Stabilität im Jenseits zu gewährleisten. Die Zeremonie des „Errichtens der Djed-Säule“ war ein wichtiges Ritual, das die Auferstehung Osiris‘ und die Stabilität des Staates symbolisierte.
Das Auge des Horus (Wadjet) diente als mächtiges Schutzsymbol. Der Sage nach verlor Horus im Kampf mit dem bösen Gott Seth ein Auge, das jedoch später vom Gott Thot geheilt wurde. Das Auge des Horus symbolisierte Heilung, Opferbereitschaft und Schutz vor dem bösen Blick. Sein Bild wurde oft in Amuletten und Schmuck verwendet, um vor Krankheiten und bösen Mächten zu schützen. Interessanterweise wurden verschiedene Teile des Horusauges in der Mathematik verwendet, um Brüche beim Abmessen von Getreide und Medikamentenzutaten darzustellen.
Der Skarabäus war ein Symbol des Gottes Khepri, des Morgenaspekts der Sonnengottheit. Die Ägypter sahen darin eine Analogie zur Bewegung der Sonne am Himmel, wenn sie Skarabäuskäfer beim Rollen von Mistbällen beobachteten. Skarabäusfiguren wurden oft als Symbole der Wiedergeburt in Gräbern platziert. Eine besondere Kategorie waren die „Herzskarabäen“, die anstelle des Herzens der Mumie platziert wurden, um ein günstiges Schicksal im Jenseits zu gewährleisten.
Der Mythos von Osiris und Isis in der ägyptischen Kunst
Der Mythos von Osiris, Isis und Horus ist eines der zentralen Themen der ägyptischen Mythologie und wird oft in verschiedenen Kunstformen dargestellt. Diese Geschichte von Tod und Wiedergeburt, Verrat und Rache, Liebe und dem Leben nach dem Tod spiegelte den Grundglauben der Ägypter wider.
Der Sage nach wurde Osiris, der wohltätige Herrscher Ägyptens, von seinem eifersüchtigen Bruder Seth hinterlistig ermordet. Einer Version zufolge sperrte Seth Osiris in eine reich verzierte Truhe, die genau seiner Größe entsprach, schlug den Deckel zu und warf die Kiste in den Nil. Der Fluss trug die Truhe ins Meer hinaus, wo sie lange Zeit trieb, bis sie in der Nähe von Byblos an Land gespült wurde, wo sie von einer Zeder umgeben war.
In der Kunst wurde diese Episode oft als Szene von Osiris’ Gefangenschaft im Sarkophag dargestellt, die den Übergang des Gottes ins Jenseits symbolisierte. Künstler betonten den Moment des Verrats, indem sie Seth in drohender Pose neben dem Sarkophag darstellten.
Isis, die Frau und Schwester von Osiris, machte sich auf die Suche nach ihrem Mann. Nachdem sie seinen Leichnam gefunden hatte, versteckte sie ihn in den Sümpfen, doch Seth entdeckte den Sarkophag und zerstückelte Osiris’ Leichnam im Zorn in vierzehn Stücke, die er in ganz Ägypten verstreute. Isis machte sich erneut auf die Suche und sammelte alle Körperteile ihres Mannes ein, bis auf den Phallus, der von einem Fisch im Nil verschluckt wurde.
Dieser Teil des Mythos spiegelte sich in zahlreichen Darstellungen von Isis in Form eines Vogels wider, der über Ägypten flog. Künstler stellten die Göttin oft mit ausgebreiteten Flügeln dar, was ihre schützende Kraft und ihr unermüdliches Streben symbolisierte. Szenen der Wiedervereinigung von Osiris’ Körperteilen finden sich auch in Tempelreliefs und Papyri.
Isis erweckte Osiris mit Hilfe des Weisheitsgottes Thoth und des Einbalsamierungsgottes Anubis wieder zum Leben und machte ihn zur ersten Mumie. Obwohl Osiris nicht vollständig in die Welt der Lebenden zurückkehren konnte und Herrscher der Unterwelt wurde, gelang es Isis, von ihm einen Sohn, Horus, zu zeugen – den zukünftigen Rächer seines Vaters und den legitimen Erben des ägyptischen Throns.
Dieser Teil des Mythos spiegelt sich in Bildern von Isis wider, die um Osiris trauert, und in Mumifizierungsszenen, in denen Anubis den Körper des Gottes für das Jenseits vorbereitet. Isis wurde oft als Kaia-Vogel dargestellt, der über Osiris’ Körper fliegt und ihn mit Flügelschlägen wieder zum Leben erweckt. Dieses Motiv betonte Isis’ magische Kräfte und ihre Rolle bei der Wiedergeburt ihres Mannes.
Das Wiegen des Herzens im Kontext der ägyptischen Eschatologie
Unter den mythologischen Szenen ägyptischer Künstler nimmt die Szene des „Wiegens des Herzens“ einen besonderen Platz ein – ein Schlüsselmoment im posthumen Seelengericht. Diese Szene, die oft im „Totenbuch“ zu finden ist, spiegelte ägyptische Vorstellungen von posthumer Vergeltung wider und war voller komplexer Symbolik.
Im Zentrum der Komposition befanden sich meist Waagen, auf deren einer Seite das Herz des Verstorbenen lag, auf der anderen die Feder von Maat, die Wahrheit und Gerechtigkeit symbolisierte. Der Gott Anubis führte das Wiegen durch, und der Gott der Weisheit Thot schrieb das Ergebnis nieder. In der Nähe wurde oft das Monster Amat dargestellt – der Herzensfresser, bereit, das Herz eines Menschen zu verschlingen, der des ewigen Lebens unwürdig wäre.
Das Herz galt in der ägyptischen Tradition als Zentrum des Bewusstseins und der Moral, als Sammelbecken aller menschlichen Gedanken, Gefühle und Handlungen. Deshalb wurde es, und nicht die Seele (Ba), gewogen. War das Herz schwerer als Maats Feder, bedeutete dies, dass der Mensch ungerecht gelebt hatte, und Amat verschlang sein Herz und verurteilte ihn zur ewigen Vergessenheit.
Die Symbolik dieser Szene ist vielschichtig. Die Waage repräsentierte die Gerechtigkeit der kosmischen Ordnung, die keinen Unterschied zwischen Arm und Reich, Adel und Gewöhnlichem machte. Die Feder der Maat symbolisierte die Ruhe eines reinen Gewissens und die Einhaltung göttlicher Gesetze. Die Anwesenheit von Thot betonte die Unvermeidlichkeit des Urteils und die Unmöglichkeit, es zu ändern, und Amat verkörperte den Schrecken der endgültigen Vernichtung der Sünder.
Interessanterweise enthielten einige Versionen des Totenbuchs spezielle Zaubersprüche, die verhindern sollten, dass das Herz des Verstorbenen während eines Prozesses gegen ihn aussagte. Solche Zaubersprüche wurden oft auf spezielle skarabäusförmige Amulette geschrieben, die auf die Brust der Mumie gelegt wurden.
In Darstellungen des posthumen Gerichts sind häufig weitere Gottheiten vertreten, wie Horus, Isis, Nephthys und Osiris, die auf einem Thron sitzen und bereit sind, den Freigesprochenen in sein Königreich aufzunehmen. Diese Figuren befanden sich meist am oberen Rand der Szene und symbolisierten das höchste Gericht der Götter über die Seele des Menschen.
Das Solarboot von Ra und die tägliche Wiedergeburt
Die Reise des Sonnengottes Ra auf einem Boot durch die himmlische und die Unterwelt war eines der wichtigsten mythologischen Konzepte, das in der ägyptischen Kunst regelmäßig dargestellt wurde. Diese Szene symbolisierte die zyklische Wiedergeburt und die Beständigkeit der kosmischen Ordnung.
Der ägyptischen Mythologie zufolge reiste der Sonnengott täglich mit seinem „Tagesboot“ Mandjet von Ost nach West über den Himmel. Abends stieg er auf das „Nachtboot“ Mesektet um, mit dem er in die Unterwelt Duat hinabstieg. Dort musste er gegen die Chaosschlange Apop kämpfen, die drohte, die Sonne zu verschlingen. Nachdem er Apop mit Hilfe anderer Götter besiegt hatte, wurde Ra am östlichen Horizont wiedergeboren und ein neuer Tag begann.
Dieses mythologische Konzept spiegelte sich in zahlreichen Bildern an den Wänden von Tempeln, Gräbern und Papyri wider. Das Sonnenschiff wurde meist als halbmondförmiges Boot dargestellt, auf dem der Gott Ra in seinen verschiedenen Gestalten stand: mit dem Kopf eines Falken, als Ra-Horakhty, in der Gestalt eines Mannes mit einer Sonnenscheibe auf dem Kopf oder als Khepri mit dem Kopf eines Skarabäus. Er wurde oft von anderen Gottheiten begleitet, darunter Isis, Thoth und die Seele des Ba des Verstorbenen selbst.
Die Symbolik dieser Bilder ist vielschichtig. Das Boot diente als Transportmittel zwischen verschiedenen Sphären des Raumes und verband die Welt der Lebenden, die Welt der Götter und die Unterwelt. Ras Reise symbolisierte nicht nur den täglichen Kreislauf der Sonne, sondern auch den Kreislauf von Leben, Tod und Wiedergeburt, dem jeder Ägypter folgte.
Von besonderer Bedeutung war die Darstellung des Kampfes mit Apop, der die Kräfte des Chaos verkörperte und die kosmische Ordnung ständig bedrohte. In vielen Reliefs wurde Apop als riesige Schlange dargestellt, die von den Göttern, die Ra begleiteten, mit Speeren durchbohrt oder mit Messern zerschnitten wurde. Diese Szene symbolisierte den ewigen Kampf zwischen Ordnung und Chaos, Licht und Dunkelheit, der jeden Morgen durch den Sieg der Sonne gelöst wurde.
Interessanterweise wurden in der Bestattungspraxis häufig Modelle von Sonnenschiffen in Gräbern, insbesondere in königlichen, platziert. Das berühmteste Beispiel ist das Schiff des Pharao Cheops, das am Fuße der Cheops-Pyramide gefunden wurde und heute im Ägyptischen Museum ausgestellt ist. Diese Totenschiffe sollten den Verstorbenen helfen, den Sonnengott auf seiner ewigen Reise zu begleiten und so Unsterblichkeit zu erlangen.
Ben-Ben und die Symbolik des Schöpfungsaktes
Das Konzept des Ben-Ben nahm einen wichtigen Platz in der ägyptischen Kosmogonie ein und kam in verschiedenen mythologischen Szenen und architektonischen Elementen zum Ausdruck. Der Ben-Ben stellte den Urhügel dar, der aus den Urwassern des Chaos Nun entstand und auf dem der Schöpfer Atum mit der Erschaffung der Welt begann.
Nach der heliopolitanischen Version des Schöpfungsmythos gab es vor Beginn der Schöpfung nur den endlosen, dunklen Ozean des Chaos – Nun. Aus diesen Gewässern erhebt sich Ben-ben – das erste Stück Land. Auf diesem Hügel erscheint der Schöpfergott Atum, der andere Götter und die ganze Welt erschafft. In einigen Versionen des Mythos wird Atum selbst mit dem Hügel identifiziert, was die Vorrangstellung und Fundamentalität dieses Bildes unterstreicht.
Die Symbolik von Ben-ben materialisierte sich in spezifischen Kultobjekten – pyramidenförmigen Steinen, die in Tempeln, insbesondere in Heliopolis, aufgestellt wurden. Diese Steine galten als Gefäß der göttlichen Essenz und als erste Orte, auf die die Strahlen der aufgehenden Sonne fielen. Im Laufe der Zeit verbreitete sich die Symbolik von Ben-ben in den architektonischen Formen von Obelisken und Pyramidionen – Steinen, die die Spitzen von Pyramiden und Obelisken krönten.
Bilder von Ben-ben enthielten oft den heiligen Vogel Bennu, der der Sage nach auf dem Urhügel oder der heiligen Weide lebte. Dieser Vogel, wahrscheinlich der Prototyp des griechischen Phönix, wurde mit zyklischer Wiedergeburt und Sonnenanbetung in Verbindung gebracht. Einige Texte behaupten, Bennus Schrei habe die Zeit in Gang gesetzt und die ursprüngliche Stille des Chaos durchbrochen.
Die Symbolik von Ben-ben ist eng mit der Idee der zyklischen Erneuerung des Lebens verbunden, wie die jährlichen Überschwemmungen des Nils, die auf zuvor trockenem Land fruchtbare Ablagerungen schufen. Somit verband dieses Symbol die Ideen der kosmischen Schöpfung und der jährlichen Wiedergeburt des ägyptischen Landes.
Archäologische Funde bestätigen die Bedeutung dieses Symbols: Kleine Ben-Ben-Modelle wurden in Hausheiligtümern verwendet, und Abbildungen des Urhügels finden sich auf Amuletten und dekorativen Elementen. In der Tempelarchitektur manifestierte sich die Symbolik von Ben-Ben im allmählichen Anstieg des Bodenniveaus, wenn man sich dem Heiligtum näherte. Dies symbolisierte den Aufstieg von der weltlichen Welt zum Heiligen, ähnlich dem Aufstieg des Urhügels aus den Wassern des Chaos.
Symbolik der Uräusschlange als Schutzelement
Die Uräusschlange, die Darstellung einer Kobra in Angriffshaltung, war eines der mächtigsten Schutzsymbole im alten Ägypten und eng mit königlicher Macht und göttlichem Schutz verbunden. Dieses Symbol erscheint regelmäßig in mythologischen Szenen, die mit dem Pharao und Sonnengöttern in Verbindung stehen.
Die Uräusschlange wurde vor allem mit der Göttin Wadjet, der Schutzpatronin Unterägyptens, in Verbindung gebracht. Der Sage nach wurde die Kobra den Pharaonen vom Erdgott Geb als Zeichen königlicher Macht geschenkt. Das Bild der Uräusschlange wurde als Teil seiner Kronen und Kopfbedeckungen auf die Stirn des Pharaos gesetzt und symbolisierte den göttlichen Schutz des Herrschers und seine Macht über das Land.
In mythologischen Szenen wurde die Uräusschlange oft dargestellt, wie sie Flammen spuckte, die die Feinde des Pharaos und des Sonnengottes vernichteten. Diese feurige Kraft wurde mit der sengenden ägyptischen Sonne in Verbindung gebracht, die alles in ihrem Weg verbrannte. Auf Reliefs und Gemälden des Bootes des Sonnengottes Ra wurde die Uräusschlange oft am Bug des Bootes platziert, um vor den Mächten des Chaos, insbesondere vor der Schlange Apop, zu schützen.
Interessanterweise wurde das Symbol der Kobra (Wadjet) nach der Vereinigung Ober- und Unterägyptens durch das Symbol des Geiers (Nechbet), der Schutzpatronin Oberägyptens, ergänzt. Diese Kombination, bekannt als die „Zwei Damen“, wurde zu einem der fünf Königstitel und wurde auf der Doppelkrone der Pharaonen – Pschent – abgebildet, die die Einheit des Landes symbolisierte.
Amulette in Uräusform erfreuten sich in allen Bevölkerungsschichten großer Beliebtheit und galten als wirksamer Schutz vor Bösem, Krankheiten und dem bösen Blick. Archäologische Funde zeigen, dass solche Amulette je nach Status und Reichtum des Besitzers aus verschiedenen Materialien – von Edelmetallen bis hin zu Fayence – hergestellt wurden.
In der Symbolik von Tempeln wurde die Uräusfigur oft über Eingängen und Fenstern platziert, um magischen Schutz vor dem Eindringen böser Mächte zu bieten. Auf Sarkophagen schützten Abbildungen der Uräusfigur den Verstorbenen auf seiner gefährlichen Reise ins Jenseits. Die Macht dieses Symbols war so groß, dass es während der gesamten Geschichte der altägyptischen Zivilisation, von der vordynastischen bis zur griechisch-römischen Zeit, praktisch unverändert in Bedeutung und Form erhalten blieb.
Symbolik von Ka und Ba in Vorstellungen über die Seele
Die ägyptischen Vorstellungen von der menschlichen Seele waren komplex und vielschichtig und umfassten mehrere spirituelle Elemente, jedes mit seiner eigenen symbolischen Repräsentation. Einen besonderen Platz nahmen dabei die Konzepte von Ka und Ba ein – zwei Aspekte des spirituellen Wesens des Menschen, die oft in mythologischen Szenen des Jenseits vorkommen.
Ka war die Lebenskraft oder Energie eines Menschen, eine Art spirituelles Doppelgänger, der mit einem Menschen geboren wurde und nach dessen Tod weiterlebte. In der Kunst wurde Ka als zwei erhobene Hände dargestellt, die an die gleichbedeutende Hieroglyphe erinnerten, oder als menschliche Figur, die mit dem Verstorbenen identisch war. Manchmal wurde Ka als exakte Kopie einer Person dargestellt, die sich nur durch das Symbol auf dem Kopf auszeichnete.
Nach dem Tod eines Menschen benötigte sein Ka Nahrung und Getränke, daher waren Opfergaben an den Verstorbenen ein wichtiger Bestandteil des Totenkults. Statuen in Gräbern dienten als Behältnis für den Ka und ermöglichten ihm, auch nach der Zerstörung des physischen Körpers weiterzuleben. Dieses Konzept erklärt die Bedeutung von Grabstatuen und den Brauch, Speisen (oder Abbildungen von Speisen) ins Grab zu legen.
Der Ba wiederum repräsentierte einen persönlicheren Aspekt der Seele, der dem modernen Verständnis des Begriffs „Seele“ am nächsten kommt. Der Ba wurde als Vogel mit menschlichem Kopf dargestellt, oft dem Kopf eines Verstorbenen. Diese Symbolik spiegelte den Glauben wider, dass sich der Ba frei zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten bewegen konnte, den Körper nach dem Tod verließ, aber regelmäßig dorthin zurückkehrte.
Viele Bilder im Totenbuch zeigen den Ba über der Mumie schwebend oder beim Wiegen des Herzens. Dies symbolisiert die Anwesenheit des Verstorbenen bei den wichtigsten Ritualen im Jenseits. Nach dem erfolgreichen Urteil des Osiris sollte der Ba wieder mit dem Ka vereint werden und so den Ah bilden, einen gesegneten Geist, der unter den Göttern und Sternen leben konnte.
Die Symbolik der Interaktion von Ka und Ba unterstrich die ägyptische Vorstellung, dass wahre Unsterblichkeit die Erhaltung sowohl des physischen Körpers (durch Mumifizierung) als auch aller spirituellen Komponenten der Persönlichkeit erforderte. Deshalb boten Gräber ideale Bedingungen für diese Wiedervereinigung: einen konservierten Körper, magische Texte, Opfergaben für den Ka und die Möglichkeit für den Ba, sich frei durch spezielle Schächte und Öffnungen zu bewegen.
Tiet ist ein Symbol für das Blut der Isis und den Schutz
Das Tiet, auch bekannt als „Knoten der Isis“ oder „Blut der Isis“, war eines der wichtigsten Schutzsymbole, eng verbunden mit der Göttin Isis und dem weiblichen Aspekt des Göttlichen. In seiner Form ähnelte dieses Symbol einem Ankh mit seitlich herabhängenden „Armen“, was seine Verbindung mit der Lebenskraft, jedoch in einem spezifisch weiblichen Aspekt, betonte.
Der Name „Blut der Isis“ ist mit dem Menstruationsblut der Göttin verbunden, das nach ägyptischem Glauben besondere magische Kräfte besaß. Mythologische Texte erwähnen, dass das Tiet-Amulett aus rotem Stein oder rot gefärbtem Stoff bestand und dieses heilige Blut symbolisierte. Solche Amulette hatten eine starke Schutzkraft, insbesondere für Frauen während der Schwangerschaft und Geburt.
Im Bestattungskontext wurde das Tiet oft zusammen mit der Djed-Säule und dem Ankh verwendet und bildete so eine Triade der wichtigsten Symbole für Leben und Wiedergeburt. Während die Djed-Säule mit Osiris und dem männlichen Prinzip assoziiert wurde, repräsentierte das Tiet das weibliche Prinzip in der Person seiner Gemahlin Isis. Zusammen verkörperten diese Symbole die Integrität und Vollständigkeit des Jenseits.
In Grabmalereien und Papyri wurde Tiet oft neben die Mumie gelegt, um dem Verstorbenen den Schutz von Isis zu gewähren, der Göttin, die Osiris mit ihrer Magie wiederbelebt hatte. Das Totenbuch enthielt einen besonderen Zauberspruch (Kapitel 156), der über dem Tiet-Amulett aus rotem Jaspis rezitiert werden musste. Dieses Amulett wurde dem Verstorbenen um den Hals gelegt, um ihn während der gefährlichen Reise durch die Unterwelt zu schützen.
Interessanterweise hatte die Symbolik des Knotens in der altägyptischen Kultur eine besondere Bedeutung, verbunden mit den magischen Praktiken des Bindens und Lösens. Der Knoten konnte sowohl böse Mächte binden als auch, wenn er gelöst wurde, wohltuende Energien freisetzen. Der Tiet, ein besonderer heiliger Knoten, symbolisierte Schutz vor jeglichem Schaden und stellte eine magische Verbindung zur Göttin Isis, der Schutzpatronin der Magie, her.
An den Wänden der Isis-Tempel findet sich das Tiet-Symbol häufig in Kompositionen, die die Göttin beim Schutz ihres Sohnes Horus oder bei der Wiederherstellung des Körpers von Osiris darstellen. Diese Szenen betonten die schützenden und heilenden Eigenschaften des Symbols sowie seine Verbindung mit Mutterschaft und Wiedergeburt.
Sah und Sopdet – Himmlische Symbolik und Wiedergeburt
Die Sternsymbolik nahm in der ägyptischen Mythologie einen wichtigen Platz ein, insbesondere im Zusammenhang mit Vorstellungen vom Jenseits und der Wiedergeburt. Unter den vielen Himmelssymbolen waren das Sternbild Sah (Orion) und der Stern Sopdet (Sirius), die eng mit den Mythen von Osiris und Isis verbunden sind, von besonderer Bedeutung.
Sah war die himmlische Inkarnation des Gottes Osiris. Die Pyramidentexte erwähnen, dass sich der Pharao nach seinem Tod mit Osiris verbindet und zu einem Stern im Sternbild Orion wird. Abbildungen von Sah als menschliche Figur inmitten von Sternen finden sich an den Decken von Gräbern und Sarkophagen und symbolisieren die himmlische Wiedergeburt des Verstorbenen.
Orions Erscheinen am Nachthimmel wurde mit dem Osiris-Wiedergeburtszyklus und dem ägyptischen Landwirtschaftskalender in Verbindung gebracht. Die drei hellen Sterne des Oriongürtels galten bei den Ägyptern als Symbol für Integrität und Stabilität, ähnlich den drei Säulen, auf denen der Himmel ruht.
Sopdet (griechisch: Sothis), der ägyptische Name des Sterns Sirius, galt als himmlische Inkarnation der Göttin Isis. Sein jährlicher heliakischer Aufstieg (das erste Erscheinen am Morgenhimmel nach einer Zeit der Unsichtbarkeit) fiel ungefähr mit dem Beginn der Nilflut zusammen, die den Beginn des ägyptischen Neujahrs markierte. Dieses astronomische Phänomen erlangte große mythologische Bedeutung und symbolisierte die Tränen der um Osiris trauernden Isis, die den Nil über die Ufer treten ließen und der Erde Fruchtbarkeit schenkten.
In mythologischen Szenen wurde Sopdet oft als Frau mit einem Stern über dem Kopf oder als Kuh mit einem Stern zwischen den Hörnern dargestellt. Dieses Symbol war eng mit Wiedergeburt und Erneuerung sowie mit den für die landwirtschaftliche Zivilisation des alten Ägypten wichtigen Kalenderzyklen verbunden.
Das gemeinsame Erscheinen von Sirius und Orion am Nachthimmel galt als symbolische Wiedervereinigung von Isis und Osiris, während ihr periodisches Verschwinden und Wiedererscheinen mit Zyklen von Tod und Wiedergeburt in Verbindung gebracht wurde. An astronomischen Decken in Tempeln und Gräbern wurden diese Himmelskörper oft im Kontext von Szenen der Auferstehung des Osiris oder der Geburt des Horus dargestellt, einem Symbol eines neuen Lebenszyklus.
Interessanterweise könnte die Lage der Pyramiden auf dem Gizeh-Plateau nach Ansicht einiger Forscher die Position der Sterne im Oriongürtel widerspiegeln, und die Schächte der Großen Pyramide sind auf wichtige Sterne ausgerichtet, darunter Sirius und die Sterne des Orion, was auf die Bedeutung dieser Sternsymbolik in der Architektur und den religiösen Überzeugungen der alten Ägypter hinweist.
Die Feder der Maat und das Konzept der kosmischen Gerechtigkeit
Die Feder der Maat, Symbol der Göttin der Wahrheit, Gerechtigkeit und kosmischen Ordnung, spielte in der ägyptischen Mythologie eine zentrale Rolle, insbesondere im Kontext posthumer Urteile und ethischer Vorstellungen. Diese Straußenfeder, die die Göttin Maat auf dem Kopf trug, wurde zum Sinnbild des Moralkodex der ägyptischen Zivilisation.
In der zuvor erwähnten Szene des Wiegens des Herzens diente die Maat-Feder als Maßstab für die Rechtschaffenheit des gelebten Lebens. Die Leichtigkeit der Feder symbolisierte die Reinheit des Herzens, frei von der Last der Sünden und Missetaten. Das Herz, das die Feder wiegte, bedeutete, dass der Verstorbene nach den Prinzipien von Maat – Wahrheit, Gerechtigkeit, Harmonie und Ordnung – lebte.
Das Konzept von Maat ging weit über einen einfachen Moralkodex hinaus. Es war ein Grundprinzip der Weltordnung, die die Götter bei der Erschaffung der Welt festgelegt hatten. Nach ägyptischem Glauben herrschte im Kosmos ein ständiges Gleichgewicht zwischen Ordnung (Maat) und Chaos (Isfet), und die Aufgabe des Pharaos als irdischer Vertreter der Götter bestand darin, Maat in der irdischen Welt aufrechtzuerhalten.
Viele Reliefs zeigen Pharaonen, die den Göttern, insbesondere dem Sonnengott Ra, eine Maat-Figur darbringen. Diese rituelle Geste symbolisierte die Rolle des Herrschers als Garant kosmischer Ordnung und Gerechtigkeit. Maat wurde entweder als weibliche Figur mit einer Feder auf dem Kopf oder einfach als Feder dargestellt, was den abstrakten Charakter dieses Konzepts unterstreicht.
Das Totenbuch enthält die Negative Beichte, eine Liste von 42 Sünden, die der Verstorbene vor dem Gericht des Osiris leugnen musste. Zu diesen Sünden gehörten Gewalt, Lügen, Diebstahl, das Brechen religiöser Tabus und andere Verstöße gegen die Prinzipien von Maat. Interessanterweise entsprach die Zahl 42 der Anzahl der Nomen (Provinzen) in Ägypten und symbolisierte den allumfassenden Charakter des Gesetzes von Maat.
Die Feder von Maat wurde auch mit dem Atem des Lebens und der Luft in Verbindung gebracht – schwerelos, aber absolut notwendig für die Existenz. Diese Verbindung betonte den lebensbejahenden Aspekt des Maat-Konzepts, das nicht nur das Schicksal der Toten bestimmte, sondern auch das Leben der Lebenden regelte und die Harmonie der sozialen Beziehungen und die Verbindung des Menschen mit der kosmischen Ordnung sicherstellte.
Kronen und Insignien der Macht im mythologischen Kontext
Kronen und Insignien der Macht nahmen in der Symbolik des alten Ägypten einen besonderen Platz ein und spiegelten nicht nur den politischen Status ihrer Besitzer, sondern auch tiefe mythologische Konzepte wider. Jedes Element der königlichen Insignien hatte seine eigene symbolische Bedeutung und wurde mit bestimmten Gottheiten und kosmologischen Prinzipien in Verbindung gebracht.
Die Rote Krone (Deshret) symbolisierte die Macht über Unterägypten und wurde mit der Kobragöttin Wadjet in Verbindung gebracht. Diese Krone hatte eine einzigartige Form mit einem hohen Vorsprung auf der Rückseite und einem spiralförmigen Element auf der Vorderseite, das an den Schnurrbart einer Kobra erinnerte. In Bildern repräsentierten Götter und Pharaonen, die die rote Krone trugen, die Macht über die nördlichen Gebiete des Nildeltas.
Die Weiße Krone (Hedjet) war ein Symbol Oberägyptens und wurde mit der Geiergöttin Nechbet in Verbindung gebracht. Ihre längliche Form ähnelte einem hohen, weißen, konischen Kopfschmuck. In mythologischen Szenen wurde diese Krone oft mit Osiris als dem ersten Herrscher eines vereinten Ägyptens in Verbindung gebracht.
Nach der Vereinigung des Landes entstand eine Doppelkrone (Pschent), die die rote und die weiße Krone als Symbol der Macht über ganz Ägypten vereinte. Diese Krone symbolisierte die harmonische Verschmelzung zweier Länder unter der Herrschaft eines Herrschers und spiegelte das kosmologische Konzept der Einheit der Gegensätze wider. Viele Reliefs zeigten Pharaonen in einer Doppelkrone, die den Segen der Götter empfingen, was die göttliche Sanktion ihrer Macht unterstrich.
Neben diesen Hauptkronen gab es weitere Kopfbedeckungen mit besonderer symbolischer Bedeutung. Die Atef-Krone, bestehend aus einer weißen Krone mit Federn an den Seiten, wurde mit Osiris in Verbindung gebracht und symbolisierte Wiedergeburt und Macht im Jenseits. Die blaue Krone (Khepresh) oder „Kriegskrone“ wurde in Kriegszeiten getragen und symbolisierte den Pharao als militärischen Anführer, der die Macht des Gottes Montu verkörperte.
Nicht weniger wichtige Machtsymbole waren der Heka-Stab (Hirtenstab) und die Nehe-Flegel, die oft gekreuzt auf der Brust des Pharaos oder Osiris dargestellt wurden. Der Stab symbolisierte die Rolle des Herrschers als Hirte seines Volkes, die Flegel seine Macht, zu bestrafen und Tribut einzutreiben. Zusammen repräsentierten diese Insignien den doppelten Aspekt königlicher Macht: Schutz und Herrschaft, Gnade und Strenge.
Das Uas-Zepter mit gegabeltem Boden und einem Tierkopf (meist ein Hund) an der Spitze symbolisierte Macht und Wohlstand. Dieses Zepter wurde oft von Göttern gehalten, was ihre göttliche Macht betonte. In einigen Fällen wurden die zepterförmigen Säulen des Uas als Stützen des Himmels dargestellt, was auf ihre kosmologische Bedeutung hindeutet.
Symbolik der Erschaffung der Welt in der Tempeldekoration
Das Thema Schöpfung nahm einen zentralen Platz in der Tempeldekoration des alten Ägypten ein und verkörperte die kosmogonischen Mythen verschiedener religiöser Zentren. Jeder große Tempel versuchte, seine eigene Version des Weltentstehungsprozesses darzustellen, wobei die lokale Gottheit eine wichtige Rolle im Schöpfungsprozess spielte.
Das kosmogonische Konzept des Gottes Atum (später mit Ra identifiziert) dominierte die Tempel von Heliopolis. Reliefs und Gemälde zeigten Atums Auftauchen aus den Urwassern von Nun und seine darauffolgenden Schöpfungsakte. Große Aufmerksamkeit wurde der Symbolik von Ben-Ben und dem heiligen Vogel Bennu gewidmet, der die Sonnenenergie der Schöpfung verkörperte. Architektonische Elemente des Tempels, wie Obelisken und Pyramidionen, symbolisierten die Sonnenstrahlen und verbanden die irdische Welt mit der göttlichen.
Den zentralen Platz in den Tempeln von Hermopolis nahmen Abbildungen der acht Urgottheiten ein – der Achtheit, die Aspekte des Urchaos verkörperten. Diese Gottheiten, dargestellt mit Frosch- und Schlangenköpfen, symbolisierten die Urkräfte, die der Schöpfung vorausgingen: Nun und Naunet (Urwasser), Huh und Hauhet (Unendlichkeit), Kuk und Kauket (Dunkelheit), Amun und Amaunet (Verborgenheit). Szenen auf Tempelreliefs zeigten, wie das Zusammenspiel dieser Kräfte das kosmische Ei oder den Lotus entstehen lässt, aus dem die Sonne geboren wird.
In der memphitischen Tradition, die sich in der Dekoration der Ptah-Tempel widerspiegelt, wurde die Erschaffung der Welt als Akt göttlichen Plans und göttlicher Sprache dargestellt. Ptah, dargestellt als Mann in einem engen Gewand mit einem Was-Stab, schuf die Welt durch die Kraft seiner Gedanken und Worte. Dieser intellektuelle Aspekt der Schöpfung stand im Gegensatz zu den eher physischen Vorstellungen anderer Zentren und fand Ausdruck in einer besonderen Symbolik, die mit Handwerk und Kunst verbunden war.
Von besonderem Interesse sind die Schöpfungsszenen in den Tempeln der Spätzeit, beispielsweise in Edfu und Dendera, wo kosmogonische Mythen in Form komplexer symbolischer Kompositionen präsentiert werden. Im Hathor-Tempel in Dendera ist die Decke der ersten Säulenhalle mit einem Bild der Göttin Nut geschmückt, die abends die Sonnenscheibe verschluckt und morgens zur Welt bringt, was die zyklische Erneuerung der Schöpfung symbolisiert. In der Nähe sind Sterne und Sternbilder abgebildet, die dem ägyptischen Tierkreis entsprechen und die kosmische Ordnung symbolisieren.
Ein wichtiges Motiv in der Tempeldekoration waren Szenen des „ersten Mals“ (sep tepi), des mythologischen Moments der ursprünglichen Schöpfung, der in Tempelzeremonien rituell wiederholt wurde. Diese Szenen enthielten oft Bilder des Schöpfungshügels, der aus dem Urwasser auftauchte, und des darauf folgenden Erscheinens der Sonne, entweder als goldene Scheibe oder als Kindgott auf einem Lotus.
Symbolik des Schutzes und der Wiedergeburt in der Grabkunst
Die Grabkunst des alten Ägypten ist eine reiche Quelle mythologischer Symbolik, die mit dem Schutz des Verstorbenen und seiner Wiedergeburt im Jenseits verbunden ist. Jedes Element des Grabes, von architektonischen Merkmalen bis hin zu kleinsten Details der Malerei und der Grabbeigaben, war mit symbolischer Bedeutung erfüllt.
Sarkophage und Totenmasken weisen eine besonders reiche Schutzsymbolik auf. Der traditionelle menschenähnliche Sarkophag, der die Form des menschlichen Körpers nachahmt, war oft mit Abbildungen von Schutzgottheiten verziert – den vier Söhnen des Horus (Imseti, Hapi, Duamutef und Kebehsenuef), die die inneren Organe des Verstorbenen beschützten und in speziellen Gefäßen – Kanopen – aufbewahrt wurden. Der Sarkophagdeckel zeigte meist die ausgebreiteten Flügel der Göttinnen Isis und Nephthys, die den Verstorbenen auf die gleiche Weise schützten, wie sie den Körper des Osiris beschützten.
Die Totenmaske, deren berühmtestes Beispiel die Goldmaske Tutanchamuns ist, enthielt eine komplexe Symbolik. Das Gold symbolisierte das Sonnenlicht und das unvergängliche Fleisch der Götter, die Uräusschlange auf der Stirn bot göttlichen Schutz, und der falsche Bart verband den Verstorbenen mit Osiris. Die blaue Farbe des Kopfschmucks und die Lapislazuli-Einlagen wurden mit Himmel und Wiedergeburt in Verbindung gebracht.
Die Wände der Gräber waren mit Bildern bedeckt, die den Verstorbenen auf seinem Weg ins Jenseits begleiteten. Opfergaben dienten dem Ka des Verstorbenen als magische Nahrung. Bilder alltäglicher Aktivitäten – Landwirtschaft, Jagd, Fischerei – setzten das irdische Leben im Jenseits auf magische Weise fort. Szenen aus dem Totenbuch dienten der Seele als Wegweiser durch die Gefahren der Unterwelt.
Eine besondere Kategorie von Schutzsymbolen waren Uschebti – kleine Figuren, die im Grab platziert wurden, um im Jenseits für den Verstorbenen zu arbeiten. Ihre Zahl konnte bis zu 365 betragen – eine für jeden Tag des Jahres, was endlosen Dienst symbolisierte. Die Inschrift auf dem Uschebti enthielt einen Zauberspruch, der sie bei Bedarf aktivieren sollte, um anstelle des Verstorbenen zu arbeiten.
Amulette, die auf der Mumie und in den Leichentüchern angebracht wurden, verkörperten im Kleinen Schutzsymbole. Herzskarabäen, die anstelle des Herzens angebracht wurden, enthielten einen Zauber, der das Herz daran hinderte, im posthumen Prozess gegen den Verstorbenen auszusagen. Djed- und Tiet-Amulette boten Stabilität und Schutz vor Isis. Amulette in Form des Horusauges schützten vor bösen Mächten, und Amulette in Form eines Skarabäus symbolisierten Wiedergeburt, so wie die Sonne jeden Morgen wiedergeboren wird.
So schufen Bestattungssymbole ein komplexes magisches Schutzsystem um den Verstorbenen und sicherten ihm den sicheren Übergang ins Jenseits und ein glückseliges Dasein. Jedes Symbol erfüllte eine bestimmte Funktion, und zusammen bildeten sie ein Gesamtsystem, das ewiges Leben garantierte.
Das Erbe der ägyptischen Symbolik in der Weltkultur
Die Symbolik der altägyptischen Kunst hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf nachfolgende Kulturen und behielt ihre Bedeutung auch nach dem Untergang der Zivilisation, die sie geschaffen hatte. Viele ägyptische Symbole wurden von anderen Kulturen übernommen oder inspirierten die Schaffung neuer Symbolsysteme.
Die griechisch-römische Kultur übernahm aktiv ägyptische Symbolik und interpretierte sie neu. Nach der Eroberung Ägyptens durch Alexander den Großen und der darauffolgenden Herrschaft der Ptolemäer entstand ein synkretistischer Serapis-Kult, der Merkmale von Osiris und griechischen Gottheiten vereinte. Die Symbolik dieses Kultes vereinte ägyptische und hellenistische Elemente. Die Römer wiederum übertrugen die Verehrung der Isis auf ihre Kultur, deren Bilder mit Sistrum und Tiete-Knoten sich im ganzen Reich verbreiteten.
Im frühen Christentum fanden einige ägyptische Symbole neue Verwendung. Das Anch, ein Symbol des Lebens, wurde von koptischen Christen als Kreuzform übernommen. Das Bild der Isis mit dem Horuskind beeinflusste die Ikonographie der Jungfrau Maria mit dem Christuskind. Selbst die Vorstellung eines posthumen Gerichts mit der Abwägung der Taten weist Parallelen zu christlichen Vorstellungen vom Jüngsten Gericht auf.
Während der Renaissance und der Aufklärung führte das Interesse an Ägypten zur Entstehung esoterischer Bewegungen, die ägyptische Symbolik nutzten. Freimaurer und Rosenkreuzer adaptierten die Symbolik der Pyramiden und des Horusauges für ihre Rituale. Die alchemistische Tradition griff auf das Bild des Ouroboros – einer Schlange, die sich in den Schwanz beißt – als Symbol zyklischer Transmutationsprozesse zurück.
Napoleons Ägyptenfeldzug und die darauffolgende Entwicklung der Ägyptologie im 19. Jahrhundert lösten eine Welle der „Ägyptomanie“ aus, die Kunst und Architektur beeinflusste. Motive der ägyptischen Kunst fanden Eingang in europäisches Design, Schmuck und sogar in die Grabarchitektur. Obelisken nach ägyptischem Vorbild wurden in Paris, London, Rom und anderen Städten errichtet und wurden zu Symbolen imperialer Größe.
Ägyptische Symbole werden in der modernen Kultur weiterhin verwendet, wenn auch oft in abgewandelter Form. Hollywoodfilme und Computerspiele nutzen Bilder des Ankh, der Pyramiden, Mumien und anderer Elemente der ägyptischen Kultur. Schmuck mit ägyptischen Motiven ist nach wie vor beliebt, ebenso wie Tätowierungen mit antiken Symbolen. Das Symbol des Horusauges ist Teil des modernen Okkultismus und der Popkultur geworden und taucht in Logos und Designs auf.
Doch die moderne Verwendung ägyptischer Symbole löst sich oft von ihrem ursprünglichen Kontext und ihrer Bedeutung. Die Pyramiden werden mit mystischen Energien in Verbindung gebracht, das Auge des Horus mit Geheimgesellschaften, das Ankh mit Vampiren und gotischer Ästhetik. Doch diese Transformation an sich ist ein Beweis für die Kraft und Widerstandsfähigkeit der ägyptischen Symbolik, ihre Fähigkeit, sich an neue kulturelle Kontexte anzupassen und auch Jahrtausende nach ihrer Entstehung die menschliche Fantasie noch zu beflügeln.
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